#10: Über Muskeln und die Weiblichkeit

anna front squat

Wenn man mit CrossFit startet, kommen in der Regel irgendwann Gewichte dazu: Sei es über das Olympische Gewichtheben oder in klassischen Übungen wie dem Deadlift oder dem Bench Press. Einige Frauen haben genau davor Angst. Angst vor übermäßigem Muskelaufbau, Angst davor, dass sie zu breit und zu “maskulin” werden. Spoiler-Alarm: Unberechtigt.

Was ist diese “Weiblichkeit”?

Ist es Weiblichkeit, drahtig zu sein? Große Brüste oder Kurven zu haben? Ist Weiblichkeit die Fähigkeit, ein Kind zu gebären? Oder ist sie vielleicht ein Gefühl und hat rein gar nichts mit Optik zu tun?
Schwierige Geschichte. Weiblichkeit bedeutet für jede*n etwas anderes. Klar kann frau drahtig weiblich sein, aber kurvige und mollige Frauen sind doch auch weiblich, oder nicht? Übergewichtige Frauen sind auch weiblich. Und – Achtung – muskulöse Frauen sind genauso weiblich. Egal ob große oder kleine Brüste, auch wenn man keine Kinder (mehr) bekommen kann (oder will) – die Weiblichkeit vergeht nicht, weil sie jede Frau anders definiert und mehr eine innere Sache ist, als eine Äußere. Sonst würden wir einen ganzen Schritt zurück in der Emanzipation gehen und wir müssten alle nur noch Kleider und Absatzschuhe tragen.

Aber die Gewichte! und so viele Muskeln entstellen mich doch!

Ladies, eins kann ich euch sagen. Es wäre schön, wenn man eine schwere Hantel anfasst und sofort Muskeln wie Hulk hat. Echt. So ist es aber nicht. Zum Muskelaufbau gehört viel mehr als nur Gewicht bewegen. Die Ernährung spielt eine Rolle, die Veranlagung, der Hormonhaushalt, der Körperbau und tatsächlich – man glaubt es nicht – das richtige Training.
Selbst, wenn alle Komponenten auf Muskelaufbau ausgelegt sind, sieht man nicht aus wie die Damen auf den Fotos, die man dabei im Kopf hat. Man denkt schnell an Profi-Bodybuilderinnen, die ihren ganzen Lifestyle darauf ausgelegt haben und sich vor dem Wettkampf (Foto) so sehr dehydrieren, dass man selbst bei eher schlanken, drahtigen Frauen jeden Strang sehen würde – nur eben, dass man im Bodybuilding größere Mukkis  hat.

Gedankengang Funktion

Wofür braucht man Muskeln? Abgesehen vom Sport sind sie verdammt wichtig. Sie helfen, aufrechter zu sitzen, das schwache Knie zu schützen, Rückenschmerzen vorzubeugen und machen den Menschen im Alter bewegungsfähiger. Man kann sie als Schutzmantel des Körpers bezeichnen. Zudem verbrennen sie alleine schon Kalorien und formen und straffen den Körper.

Gedankengang Optik und der Unterschied zum Mann

Stellt euch eure äußere Optik als einen Spiegel vor. Muskeln zeugen von einer Menge harter Arbeit, vor allem bei Frauen. Frauen KÖNNEN das gleiche leisten wie Männer, sie sind nicht das schwächere Geschlecht. Aber – es ist viel, viel schwieriger und geht viel, viel langsamer. Im Schnitt brauchen Frauen 2-3 mal so lange für den Aufbau als die biologisch andere Seite der Schöpfung. Das hat mit dem Testosteron und Östrogen zu tun.
Muskeln bedeuten daher Arbeit, Disziplin, Selbstbewusstsein und Gesundheit. Ein breiterer Rücken kann eine schöne Taille formen, Schultermuskeln können wunderbar den Kleidausschnitt betonen und starke Beine geben kurzen Klamotten einen extra Touch. Ein bisschen mehr Po hat auch noch niemandem geschadet 😉
Muskeln sind nicht gleichzustellen mit Männlichkeit. Es gibt auch Männer, die drahtig sind, eine eher kurvigere Form haben, übergewichtig sind und all die anderen Körperbauarten – sind sie deshalb weniger männlich?

Ein Appell an Frauen und Männer mit eingeschränktem Rollenbild:

Löst euch von euren Schönheitsidealen! Zeigt, was ihr leistet, seid stolz auf eure Muskeln und versteckt euch nicht. Jede*r, der/die welche hat – egal welches Geschlechtes – hat sie verdient. Muskeln entstehen nicht über Nacht, sie sind die Ernte einer langen, entschlossenen Arbeit. Und: Muskeln sind schön.

Over and Out.


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