#45 – MIT SEHR VIEL ANLAUF IN EISKALTES WASSER SPRINGEN

Member Sonja: eiskaltes Wasser

Sonja trainiert seit 2019 bei CrossFit Sennestadt und ist fester Bestandteil der 6 Uhr Class. Wenn sie nicht gerade uns Coaches auf die Palme bringt, freut sie sich über alles, was Weightlifting oder Conditioning ist.

Sonja, hast du Lust uns zu erzählen, was du beruflich machst?

Na klar. Ich arbeite als Marketing- und Communications Managerin. Das steht allerdings stellvertretend für alles, was irgendwie mit Kommunikation zu tun hat. Von internationalen Messeauftritten und Online Marketing über Geschäftspapier zu Aufklebern. In unserem Team kommt ziemlich viel zusammen, aber ehrlich gesagt macht das den Alltag auch abwechslungsreich.

Und welche Rolle spielt daneben CrossFit für dich? 

Ich habe ja im Sommer 2019 bei Crossfit Sennestadt angefangen und außerdem beruflich ein neues Projekt übernommen. Neue Aufgaben, mehr Verantwortung und eiskaltes Wasser, für das ich sehr viel Anlauf nehmen musste, um reinzuspringen. Das Training war damals schon ein sehr guter Ausgleich. Gesagt zu bekommen, was ich zu tun habe, hier und da Erfolge zu feiern, nicht an die Arbeit zu denken und sich ab und zu auch mal zu etwas Neuem überwinden zu müssen – das war super. Dann kam Corona, das Projekt wurde mehrfach verschoben, die Box war zu und alles andere auch. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich einen Auftrag brauche. Ziellos vor mich hin zu dümpeln kann ich nicht so super gut. Ich hatte plötzlich sehr viel mehr Zeit als mir lieb war und war deswegen umso glücklicher als die Box wieder öffnen konnte. Die Classes als feste Termine  hab ich dann zu meinem neuen Auftrag gemacht. 

Ging es dir nur ums Training?

Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Leute in der Box und das gemeinsame Training zu den Dingen gehören, die mich in diesem Sommer nicht haben verrückt werden lassen. Dass ich damals an den Qualifiers für die Fitness Bundesliga teilgenommen habe und schließlich im Team war, war sicher auch eine gute Sache. Es gab ein Ziel, auf das ich mit den anderen hinarbeiten konnte.

Trainierst du immer auf ein bestimmtes Ziel?

Nein, eigentlich nie (lacht). Es würde mir und meinem Training aber wahrscheinlich gut tun, wenn ich mir konkrete Ziele setzen würde. Ich habe zwar ein paar Meilensteine und Zahlen im Kopf, die ich gerne mal erreichen würde, aber ich bin viel zu gemütlich für echten Ehrgeiz. Es ist eher so, dass ich manchmal gefrustet bin, wenn irgendwas immer noch nicht klappt – etwas bescheuert, weil ich dann wahrscheinlich auch nicht besonders viel Effort reingesteckt hab. Meistens liegt der Fehler ja bei einem selbst.

“Ich bin viel zu gemütlich für echten Ehrgeiz. Und dann wiederum gefrustet, wenn irgendwas immer noch nicht klappt.”

Ist das deine eigene Feststellung?

Würde ich gerne behaupten. Ich bin ja seit einiger Zeit im Performance Programm. Dass mich der Sport fasziniert und ich gerne weiterkommen würde, ist tatsächlich so. Ich finde es nur schwer, realistische und gleichzeitig fordernde Ziele für mich selbst zu formulieren. Dafür ist Performance perfekt. In verschiedenen Assessments und Meetings findet man gemeinsam mit seinem Coach heraus, wo man gerade steht und was ein sinnvolles nächstes Ziel sein könnte.

Was hat sich verändert, seit du CrossFit machst?

Gut, also die körperlichen und gesundheitlichen Veränderungen sind offensichtlich. Aber ich merke auch, dass ich irgendwie zielstrebiger durchs Leben gehe und mehr Durchsetzungsvermögen habe. Zu Beginn meines Berufslebens habe ich halt das gemacht, was mein jeweiliger Chef oder Chefin gesagt hat. Aber das will ja kein guter Chef. Mit der Zeit konnte ich immer besser meine Ideen erklären, verteidigen und vor allem auch widersprechen.

“Ich gehe durch CrossFit zielstrebiger durchs Leben und habe mehr Durchsetzungsvermögen.”

Warum glaubst du, hängt mehr Selbstbewusstsein mit CrossFit zusammen?

Der Sport, die Classes, stellen ja eine neue Situation für die Meisten dar. Sie sind jeden Tag aufs neue fordernd, vielleicht fühlt man sich noch vom Tag davor erschöpft, man kann diesen und jenen Skill nicht oder traut sich vielleicht das hohe Volumen nicht zu. Am Anfang fühlt sich CrossFit auch oft an, als würde man mit sehr viel Anlauf in eiskaltes Wasser springen. Je häufiger man eine Class gut übersteht, desto mehr traut man sich auf Dauer zu, bekommt ein Gefühl für sich und sein Leistungsvermögen. Ich glaube, das überträgt sich dann irgendwann auf andere Bereiche im Leben und schließlich traut man sich auch da mehr zu.

Du bist meist morgens um 6 Uhr beim Training. Viele fragen sich, wie man es schafft, morgens so früh und intensiv zu trainieren und dann zu arbeiten.

Manchmal frag ich mich das auch. Es gibt durchaus Tage, an denen danach sehr viel Kaffee nötig ist, um produktiv zu sein. Aber meistens lässt mich das Training auf einer ganz angenehmen Welle der Erschöpfung durch den Tag schwimmen. Viele vermeintliche Katastrophen sehe ich automatisch entspannter, kann direkt reagieren. Ich halte mich dann nicht ewig damit auf, zu analysieren, wie es so weit kommen konnte.

“Meistens lässt mich das Training auf einer ganz angenehmen Welle der Erschöpfung durch den Tag schwimmen. Viele Katastrophen sehe ich automatisch entspannter.”

War das schon immer deine Strategie?

Also, wenn man meine Mutter fragt, war es vermutlich ihre Strategie, mich so lange auf Trab zu halten, bis ich weniger zappelig bin. (lacht) Nein, mal im Ernst. Ich bin früher jahrelang geritten und der Stall war ungefähr 10 km von zu Hause entfernt. Wir waren damals ein paar Leute im gleichen Alter, die recht viel geholfen haben und dadurch häufiger kommen durften. Ob meine Mutter damals keine Zeit hatte, mich so oft zum Stall zu fahren oder ich unabhängiger sein wollte, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall war der Einstieg in meine sportliche „Karriere“ komplett zweckdienlich, nämlich mehrmals die Woche zum Stall zu radeln. Ich glaube, dass die Bewegung schon dazu geführt hat, dass ich in der Schule zumindest besser still sitzen konnte. Geträumt hab ich vermutlich immer noch.

Und nach der Schule?

Ich hab danach ein freiwilliges soziales Jahr in der Sporttherapie und beim Therapeutischen Reiten gemacht. Da war ich im Prinzip den ganzen Tag auf den Beinen, war mit dem Rad zwischen den Einrichtungen unterwegs, habe für die Schwimmgruppen einen Rettungsschwimmer gemacht usw. Dadurch war ich einerseits immer gut ausgepowert, aber es gab auch wenig Momente, in denen ich mich über einen längeren Zeitraum hätte konzentrieren müssen.

Im Studium war das anders. Ich habe damals angefangen zu laufen und wollte gerne am Hermannslauf teilnehmen. Weil Lauftraining im Winter mit Regen und Dunkelheit nervt, bin ich meine Intervalle schließlich im Fit auf dem Laufband gelaufen. Damit das nicht so langweilig wurde, hab ich dabei angefangen Netflix rauf und runter zu gucken und bin schließlich bei einer der CrossFit Games Dokus gelandet. Das sah wirklich 1000x cooler aus, als die Intervalle, mit denen ich mich abgemüht hab lau, weswegen Laufen ziemlich schnell nicht mehr mein Ding war.

“Weil CrossFit wirklich 1000x cooler aussah, als Intervalle auf dem Laufband, war Laufen recht schnell nicht mehr mein Ding”

Und jetzt musst du bei CrossFit Sennestadt auch ab und zu Intervalle laufen?

puh, ja stimmt. Aber das ist nicht so schlimm. Erstmal sind die Lauftrainings ja eher die Ausnahme und man macht es ja nie allein. Bei allem was ich so gemacht hab, war immer wichtig, dass ich nicht alleine meine Runden um den Sportplatz drehen muss. Ich kann das wohl, aber dann wird es schnell zum Pflichtpunkt auf der Tagesordnung. Ich möchte eher einen Ausgleich haben, der abwechslungsreich ist und, auch wenn CrossFit irgendwo Individualsport ist, man hat in den Classes ja trotzdem eine Art Teamgefühl. Den Hermann bin ich übrigens trotzdem ein paar Mal gelaufen.

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